Die derzeitige Situation verlangt vielen von uns so einiges ab. Dass wir ab und zu auch mal eine Pause für unsere Psyche einlegen sollten, ist aber den wenigsten so richtig bewusst. Und wenn doch, dann dauert das oft lange. Manchmal auch zu lange, wie der aktuelle Fall von Gesundheitsminister Rudolf Anschober zeigt. Denn der Politiker ist aufgrund seiner Gesundheit von seinem Amt zurückgetreten.

Was uns das zeigt? Dass wir unbedingt mehr auf unsere Psyche achten sollten und erste Anzeichen von Erschöpfung niemals ignorieren dürfen.

Die Psyche muss gepflegt werden

Mal ehrlich: Wenn wir uns am Fuß verletzen oder Zahnschmerzen haben gehen wir meistens sofort zum Arzt. Wenn wir aber dauernd müde, lustlos und schlecht gelaunt sind, schieben wir das meistens auf „eine derzeit schwierige Phase“. Was ist aber, wenn diese „Phase“ nun schon seit Monaten andauert oder immer wieder kommt?

Denn nur, weil unsere Seele keine sichtbaren Schürfwunden hat, heißt das nicht, dass sie nicht auch versorgt werden muss. Psychische Erkrankungen sind längst keine Randerscheinung mehr und waren auch vor der Coronakrise präsent. Die aktuell anhaltende Ungewissheit und die Machtlosigkeit können die Anzahl an mentalen Problemen allerdings weiter verstärken. Laut WHO haben 25 Prozent der europäischen Bevölkerung pro Jahr mit mentalen Problemen wie Depressionen zu kämpfen – 50 Prozent davon bleiben jedoch unbehandelt.

Was wir von Rudolf Anschober lernen können

Es ist nicht immer einfach, eine unsichtbare Belastung zu bekämpfen. Doch je länger wir sie ignorieren, desto schlimmer wird es. Das können wir auch vom aktuellen Fall des Gesundheitsministers Rudolf Anschober lernen. Denn er gab heute seinen Rücktritt bekannt. Der Grund: Er fühle sich überarbeitet und ausgepowert. Die Folge: Er hat gesundheitliche Probleme.

In seiner Rücktrittsrede sprach er offen und ehrlich über seine psychische Gesundheit und ließ auch die Thematik Burnout nicht aus. Damit sendet er auch eine wichtige Botschaft an die Gesellschaft, und vermittelt, dass es absolut in Ordnung ist, über mentale Probleme zu sprechen. „Für Erkrankungen braucht sich niemand zu schämen„, erklärte Anschober. „Diese Pandemie macht keine Pause und daher kann auch ein Gesundheitsminister keine Pause machen„. Zu viel für den Politiker. Um sich und seine Gesundheit zu schützen, setzte er persönliche Maßnahmen: „Ich habe gemerkt, da muss ich jetzt für mich eine Notbremse ziehen.“

Wie wir den Feind bekämpfen können

Die eigene Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen. In einer schnelllebigen Zeit, in der wir uns zweifelsohne gerade befinden, nicht immer so einfach. Oft stresst uns allein nur der Gedanke daran, immer erreichbar zu sein und sofort über alles Bescheid zu wissen. Um einen klaren Kopf zu bewahren, ist es wichtig, sich ab und zu auch mal eine Pause zu gönnen. Zeit, in der man sich nur sich selbst und seinen Wünschen widmet. Zeit, in der man abschalten und runterkommen kann. Und Zeit, in der man reflektiert, wie es einem gerade WIRKLICH geht. Hilfreich dabei können etwa Aktivitäten im Freien, meditative Tätigkeiten oder das Aufschreiben seiner Gedanken sein.

Oft ist es auch gut, sich mit anderen auszutauschen. Das Gespräch mit Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen, denen es möglicherweise genauso geht, kann bekräftigend und motivierend sein. Und man wird schnell merken, dass man nicht alleine ist und andere einen unterstützen oder vielleicht sogar wertvolle Tipps parat haben, was ihnen in einer Situation geholfen hat, in der sie sich in einer mentalen Sackgasse befanden.

Wichtig ist auch zu erkennen, dass das Eingestehen von mentalen Problemen keine Schwäche ist. Wir sind keine Maschinen und können nicht zu jeder Zeit die von uns geforderte Leistung erbringen. Manchmal müssen auch unsere seelischen und körperlichen Akkus wieder aufgeladen werden. Wie beispielsweise mit einer kleinen Auszeit, in der man wieder zu sich findet. Ratsam ist es in jedem Fall, auch professionelle Hilfe in Form von einer Therapie in Erwägung zu ziehen.

Die Macht der Worte

Auch wenn es anfangs etwas weit hergeholt klingt: Einzelne Worte können einen sehr positiven Effekt auf unser Mindset haben. Schon mal von positiven Affirmationen gehört? Dabei handelt es sich um kurze, prägnante Sätze, die einem Kraft geben und motivieren sollen. Wer sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit nimmt, sein persönliches Mantra aufzusagen, der kann den Verlauf seines Alltags wesentlich beeinflussen – im guten Sinn! Probiert es doch einfach mal aus: mit „Du schaffst das“ statt „Ich kann das nicht“, „Ich bin dankbar für das, was ich habe“ statt „Mir geht’s so schlecht“ und „Ich bin offen für das, was der Tag bringt“ statt „Heute wird es ­bestimmt schlimm“. Auch wenn das Trainieren der Psyche ein zeitaufwendiger Prozess ist, werdet ihr sehen, zu welch großer Veränderung positive Worte führen können.

Anlaufstellen bei psychischen Problemen

  • Instahelp: Onlineberatung via instahelp.me
  • Sozialpsychiatrischer Notdienst: Telefonische Hilfe unter 01 31 330
  • Selbsthilfegruppen: Onlinefinder über gesundheit.gv.at