Rund ein Viertel der Österreicher:innen fühlt sich heute psychisch schlechter als noch vor einem Jahr. Das zeigt eine Studie der Wiener Städtischen in Kooperation mit dem Future Health Lab zum World Mental Health Day.

Sich Hilfe zu holen ist aber auch heute noch ein großes Tabuthema.

World Mental Health Day: Bei jedem Vierten hat sich der mentale Gesundheitszustand verschlechtert

Wer einmal genauer reflektiert, merkt schnell, dass wir alle in den vergangenen Jahren eine Menge durchgemacht haben. Denn sei es die Corona-Pandemie inklusive Lockdowns und Restriktionen oder der Ukraine-Krieg, der das Leben vieler Menschen komplett auf den Kopf stellte: die Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre waren ganz schön belastend.

Die Nachrichten sind geprägt von negativen Schlagzeilen; Schlagzeilen, die uns alle bis zu einem gewissen Grad betreffen und dadurch auch einen großen Anteil an unseren privaten Gesprächen ausmachen. Wie groß die Auswirkungen dieser negativen Schlagzeilen und extremen Weltgeschehnisse auf unsere mentale Gesundheit sind, wollte jetzt die Wiener Städtische in Kooperation mit dem Future Health Lab herausfinden.

Im Rahmen der Gesundheitsstudie wurden 1.000 Österreicher:innen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren auch zu ihrem mentalen Gesundheitszustand befragt: mit teils erschreckenden Ergebnissen. Denn rund jeder Vierte gibt an, dass sich der mentale Zustand in den vergangenen zwölf Monaten verschlechtert hat. Schuld daran sind unter anderem diverse Belastungssituationen, wie etwa Existenzängste oder private und berufliche Krisen. Für 23 Prozent der Befragten spielt auch die Corona-Pandemie eine Rolle.

Viele der Befragten erkennen diese Verschlechterung auch schon an konkreten Symptomen; 13 Prozent sprachen etwa von konkreten psychischen Problemen wie Depressionen oder getrübter Stimmung; sieben Prozent fühlen sich inaktiv, antriebslos, müde oder erschöpft.

Diese Bevölkerungsgruppen sind besonders belastet

Ein Fünftel der Teilnehmer:innen gibt an, aktuell psychisch krank zu sein; also etwa an einem Burnout, Angststörungen oder einer Depression zu leiden. Die Studie zeigt übrigens auch, welche Bevölkerungsgruppen besonders belastet sind. Denn vor allem Kinder und Jugendliche haben offenbar eine drastische Verschlechterung des Gesundheitszustandes erlebt. 43 Prozent jener Menschen, die mit Kindern in einem Haushalt leben, gaben etwa an, dass diese Kinder (unter 18 Jahren) psychisch (sehr) belastet sind.

Ebenfalls stärker belastet sind übrigens Frauen, die unter anderem durch die Corona-Pandemie vermehrt eine Mehrfachbelastung erleben. Auch Singles, die alleine in einem Haushalt leben, sind laut Studie verstärkt belastet. 50 Prozent der Menschen, die in einem Ein-Personen-Haushalt leben, haben etwa persönliche Erfahrungen mit psychischer Erkrankung.

20 Prozent haben keine Bezugsperson

Doch sich Hilfe zu suchen, ist nach wie vor leider immer noch nicht für alle selbstverständlich. Denn wie die Studie zeigt, sind Therapie, Behandlung und Co auch heute noch ein großes Tabuthema. Nur ein Viertel der Personen, die aktuell eine psychische Erkrankung haben, nehmen etwa professionelle Hilfe in Anspruch. 40 Prozent der Befragten lehnen es hingegen gänzlich ab, sich professionelle Hilfe zu suchen. Der Grund dafür: drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass sie die Probleme auch ohne professionelle Hilfe bewältigen können. 31 Prozent betonen hingegen, dass ihnen die Therapie einfach zu teuer ist.

Das ist insofern bedenklich, da nicht jeder eine Bezugsperson im Leben hat, der man sich anvertrauen kann. Das zeigt auch die Studie. Denn 20 Prozent der Befragten gaben an, sich niemandem im Falle einer psychischen Erkrankung anvertrauen zu können. Umso wichtiger ist es also, das Bewusstsein für Therapien und Behandlungen zu stärken – und niederschwellige Angebote zu sichern!


Solltest du Hilfe brauchen oder mit jemandem über deine aktuelle Situation sprechen wollen, gibt es kostenlose psychologische Beratungs-Hotlines, an die du dich anonym wenden kannst.

Hier findet ihr weitere Hilfe in Krisensituationen:

Telefonseelsorge

Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr

Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten.

Online unter www.telefonseelsorge.at.

Kinder- und Jugendliche

Die Website bittelebe richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche.

Online unter bittelebe.at.

Rat auf Draht

Tel.: 147 (Notruf), täglich 0-24 Uhr

Online unter www.rataufdraht.at.