In einer Pressekonferenz wirft die Sängerin Lisa Gentile Chris Noth vor, sie im Jahr 2002 sexuell genötigt zu haben. Mit ihrer Aussage möchte sie die anderen Frauen unterstützen, die bisher Missbrauchsvorwürfe gegen den Schauspieler erhoben haben.

Denn Gentile ist mittlerweile die vierte Frau, die von ihren Erfahrungen mit Noth spricht.

Lisa Gentile: Vorwürfe gegen Chris Noth

Die Sängerin Lisa Gentile schildert in der Pressekonferenz, was Anfang 2002 zwischen ihr und Chris Noth passiert ist. Die beiden sollen sich damals in dem New Yorker Restaurant Di Marino begegnet sein. Erstmals kennengelernt hatten sie sich bereits 1998, das Restaurant wurde im Laufe der darauffolgenden Jahre immer wieder zu einem zufälligen Treffpunkt. „Schließlich begannen Chris und ich uns zu unterhalten und wir wurden Bekannte. Wir sprachen hauptsächlich über Musik, das Showgeschäft und die Nachbarschaft“, erzählt die Sängerin.

Auch an dem besagten Abend 2002 kam es zu einem Gespräch. „Gegen Mitternacht machte ich mich bereit zu gehen. Chris bot mir an, mich nach Hause zu fahren, und ich sagte zu. Als wir in meiner Wohnung ankamen, fragte Chris, ob er mit hochkommen könne. Ich sagte ihm, dass ich ihm nichts zu trinken anbieten könne, und er sagte, das sei schon in Ordnung, er wolle nur sehen, wo ich wohne. Er kam die Treppe hinauf, wir traten ein und gingen in die Küche“, schildert die Frau.

„Ich fühlte mich schnell unwohl“

Die beiden haben anschließend in ihrer Wohnung Wein getrunken, dann eskalierte die Situation schnell. Denn Noth begann, Gentile zu küssen. „Dann lehnte er sich gegen die Küchenarbeitsplatte und zog mich gewaltsam an sich. Er sabberte mich voll, ich fühlte mich schnell unwohl“, schildert sie.

„Dann wurde er aggressiver und legte beide Hände auf meine Brüste und begann, sie über meinem Hemd sehr fest zu drücken. Schnell ging er unter mein Hemd und fing an, sie noch fester über meinen BH zu drücken, wobei seine Finger nach der freiliegenden Haut griffen, die nicht von meinem BH bedeckt war. Dann schob er meinen BH mit beiden Händen hoch; ich packte seine Hände mit meinen Händen und versuchte, das zu verhindern.“

Doch zunächst gelang es der Sängerin nicht, Noth zum Aufhören zu bewegen. „Dann zwang er meine Hände, sein Hemd hochzuziehen, was seinen Bauch entblößte, und drückte dann noch fester meine Hände in Richtung seines Penis. Schließlich gelang es mir, ihn wegzustoßen, mich aus seinem Griff zu befreien und zu schreien: ‚Nein, ich will das nicht!“

Noth habe auf diese Ablehnung „extrem wütend“ reagiert und soll angefangen haben, Gentile anzuschreien und als „Verführerin“ und „Schlampe“ zu beschimpfen, bevor er ihre Wohnung schließlich verlassen hat.

„Ich hatte Angst, mich zu melden“

Die Tatsache, dass sie diese Geschichte heute – fast 20 Jahre später – erzählt, hat zwei Gründe. Zum einen, betont sie in der Pressekonferenz, möchte sie jene Frauen unterstützen, die sich in den vergangenen Tagen an die Öffentlichkeit gewendet und Noth Missbrauch vorgeworfen haben. Alle bisherigen Frauen blieben anonym, Gentile tritt mit ihrem Namen und ihrem Gesicht an die Öffentlichkeit, um die Frauen und ihre Anschuldigungen zu bekräftigen.

Doch ihre Pressekonferenz hat noch einen zweiten Grund. Denn da der Vorfall mittlerweile fast 20 Jahre her ist, kann Gentile keine strafrechtlichen Verfahren mehr einleiten. Eine Klage kurz nach dem Vorfall kam für die Sängerin damals nicht in Frage, denn Noth soll sie extrem eingeschüchtert haben.

„Er warnte mich, wenn ich jemals jemandem erzählte, was in der Nacht zuvor passiert war, würde er meine Karriere ruinieren, ich würde nie wieder singen und er würde mich in der Branche auf eine schwarze Liste setzen“, erzählt Gentile. „Ich hatte Angst, mich zu melden, wegen Mr. Noths Macht und seinen Drohungen, meine Karriere zu ruinieren.“

Chris Noth bestreitet Vorwürfe

Auch deshalb will sie mit ihrem Statement ein Zeichen setzen, das den sogenannten Adult Survivors Act unterstützen soll. Denn dieses Gesetz sieht vor, dass Opfer von sexueller Gewalt ein einjähriges Zeitfenster haben, um rechtliche Schritte in jenen Fällen einzuleiten, die eigentlich schon verjährt sind.

Bisher gibt es ein derartiges Gesetz nur in Bezug auf Minderjährige. New York plant jedoch, im Jahr 2022 den Adult Survivors Act einzuführen. „Wenn das Gesetz in Kraft tritt, werden diejenigen, die in New York Opfer wurden, das Recht und die Möglichkeit haben, diejenigen, die sie schikaniert haben, vor Gericht zur Verantwortung zu ziehen“, betont auch Gentiles Anwältin Gloria Allred.

Noth hat sich zu Gentiles Vorwürfen übrigens noch nicht gemeldet. Die bisherigen Anschuldigungen der drei Frauen, die ihm unter anderem sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung vorwarfen, bestritt Noth jedoch. Er betonte, dass alle betreffenden sexuellen Beziehungen einvernehmlich waren.

Nach den Vorwürfen der Frauen gab es für ihn bereits erste Konsequenzen: Seine Agentur ließ ihn fallen, ein Werbespot für die Heimtrainer-Marke Peloton wurde entfernt. Auch seine „And Just Like That“-Kolleginnen stellten sich in einem Statement öffentlich auf die Seite der Frauen und lobten deren Mut.