Eine Beziehung endet selten ohne gebrochenes Herz. Und manchmal ist der Schmerz so groß, dass man nur schwer darüber hinwegkommt. Viele suchen nach einer Trennung bei Freunden und Familie Halt.

Doch es gibt noch eine weitere Person, die uns dabei unterstützen kann, endlich nach vorne zu blicken: Der Ex-Partner. Und genau deswegen, habe ich meinen Ex-Freund darum gebeten, mir über unsere Trennung hinwegzuhelfen.

Alleine in einer Schlucht mit Fragezeichen im Gepäck

Eine Langzeit-Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen. Manchmal hat man Glück und überwindet alle Hindernisse, weicht allen Steinschlägen aus, um mühelos wieder nach oben klettern zu können. Doch ab und zu kommt es vor, dass man im Abgrund stecken bleibt und die Wege sich schließlich trennen. Das ist oft keine Überraschung und schon vorher abzusehen. Doch für manche Pärchen kommt der Absturz plötzlich und der Aufprall ist umso härter. So war das auch in meiner letzten Beziehung. Wie jedes andere Pärchen, das fast vier Jahre zusammen war, hatten wir einmal mehr, einmal weniger schöne Zeiten.

Doch im Großen und Ganzen waren wir glücklich. Umso überraschender war es für mich, als mein Freund von heute auf morgen mit mir Schluss machte. Das Ende des Weges kam plötzlich. Es war nicht abzusehen. Und weil er mir auch nicht sagen konnte, wieso er die Beziehung so plötzlich beendete, wusste ich nicht, wie ich mich aus der Schlucht, in der er mich alleine gelassen hatte, wieder befreien sollte.

Ich stand also da, ohne Erklärung, ohne Antworten, ein riesiges Fragezeichen im Gepäck und weit und breit kein Lichtblick. Zunächst dachte ich eigentlich, dass es mir ganz gut gelingen würde, über die Trennung hinwegzukommen. Ich durchlief alle typischen Schritte, die man laut gutgemeinten Ratschlägen nach einer Trennung durchmachen müsste: Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf, trauerte um die Beziehung, war wütend auf meinen Ex-Freund, verzieh ihm immer wieder in Gedanken, stürzte mich in ablenkende Affären und konnte schon bald ein paar Lichtstrahlen am Horizont erkennen. Doch nach einigen Monaten erwiesen sich die vermeintlich erlösenden Strahlen als Fata Morgana und ich musste erkennen, dass ich die längste Zeit im Kreis gelaufen war.

Die falschen Rettungsseile

Wieder an Punkt Null angekommen, dachte ich darüber nach, wie ich mich aus meiner Situation retten konnte. Wie könnte ich die Trennung endlich so weit verarbeiten, dass ich nach vorne blicken und irgendwann wieder aus der Schlucht meiner Trauer ins Licht hinaufklettern konnte? Ich hatte ausreichend Rettungsanker in Form meiner Freunde und Familie. Genug Leute, mit denen ich sprechen konnte, genug Menschen, die mir zuhörten und, die mir gut gemeinte Ratschläge gaben. Irgendwann wurde mir klar, wieso ich trotz zahlreicher Hilfestellung und Sicherungsseilen, nicht von der Stelle kam: Es waren die falschen Rettungsseile. Es gab nur eine Person, die mir auf dem Weg nach oben helfen konnte, weil sie auch den Weg, den wir bisher gegangen sind, kannte. Nur eine Person, die wusste, wie ich mit der Vergangenheit abschließen konnte. Nur leider war das auch die gleiche Person, mit der ich eigentlich nie wieder sprechen wollte: Mein Ex-Freund.

Weil die Trennung für mich ziemlich plötzlich passierte, wusste ich nicht, wie ich darüber hinwegkommen sollte. Von seiner Seite gab es wenig Kommunikation. Einen richtigen Grund hatte er mir damals nicht genannt. Ich wusste also, dass es noch ein klärendes Gespräch geben musste. Und so fasste ich all meinen Mut zusammen und bat mehrere Monate nach dem Ende meiner Beziehung meinen Ex-Freund darum, mir beim Verarbeiten unserer Trennung zu helfen. Glücklicherweise willigte dieser auch ein und zum ersten Mal hatten wir ein langes, Augen-öffnendes Gespräch, das mir zeigte, wieso wir überhaupt erst in diese dunkle Schlucht gefallen sind und wieso ich es nicht schaffen konnte, mich von selbst da herauszuholen.

Und so kam ich über die Trennung hinweg

Es war zwar nicht das erste Gespräch, dass wir im Zuge unserer Trennung geführt hatten. Es war aber definitiv das erste, dass mir endlich die nötigen Antworten gegeben hat. Durch die lange Zeit, die bereits verstrichen war, konnte ich alle Emotionen beiseitelegen. Mein einziges Ziel war, mich selbst zu retten und nicht mehr unsere Beziehung. Ich wurde nicht mehr wütend, wenn er mir etwas erklärte und ich war nicht mehr beleidigt, wenn er mir Vorwürfe machte. Viel musste mein Ex-Freund gar nicht mehr machen. Er musste eigentlich nur ehrlich meine Fragen beantworten. Trotzdem war es genau das, was mich schlussendlich dazu brachte, aufzustehen, aus der Schlucht zu klettern und endlich wieder ans Licht zu kommen.