In Europa entsteht eine neue Art von Ferienlagern. In sogenannten Klima-Camps trainieren Aktivisten, wie man friedlich für die Umwelt demonstriert. Statt Schwimmen und Gruppenaktivitäten steht hier ziviler Ungehorsam auf dem Tagesplan.

Wie genau sieht so ein Klima-Camp aber aus und braucht es so etwas wirklich?

Klima-Camps: Ausbildung für junge Umweltschützer

Die CNN berichtet von 1.000 Leuten, die im August nahe Kingersheim in Frankreich an einem zwei Wochen langen Traininglager teilgenommen haben. Es war bereits die dritte Ausgabe des Camps, das die Umweltorganisationen Alternatiba, Friends of the Earth and ANV-COP21 organisieren. Das Alter der Teilnehmer variierte hier ganz schön. Der jüngste war gerade einmal ein Jahr alt und der älteste immerhin stolze 86 Jahre. Ganze Familien wollten lernen, wie man effetkiv gegen die Klimapolitik protestiert. Der Höhepunkt des Trainings war allerdings die Störung eines fiktiven Klimagipfels, an dem auch die sogenannten Präsidenten „Emmanuel Patron“ und „Mickey Trump“ teilnahmen. Außerhalb des Gebäudes, in dem die zwei Fantasie-Präsidenten einem Empfang beiwohnten, übten die frisch ausgebildeten Demonstranten ihre neu gelernten Protest-Skills. „Einige von diesen Leuten hier werden bald vor Gericht stehen“, erklärt eine der Organisatorin gegenüber CNN und bezieht sich auf die Gefahr, bei ausartenden Protesten von der Polizei abgeführt zu werden.

Die Teilnehmer lernen zivilen Ungehorsam

Die Kurse, die im Kingersheim-Camp angeboten werden, sind vielseitig. So lernt man beispielsweise wie man seinen Emissionsausstoß zuhause reduzieren kann oder wie man für eine große Gruppe an Demonstranten kocht. Andere brachten den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zivilen Ungehorsam bei. Doch eine Disziplin stand ganz bewusst nicht an der Tagesordnung: Gewalt. Die Philosophie der Klima-Camps schließt diese nämlich aus. In den Camps möchte man den Menschen beibringen, wie man friedlich für die Umsetzung von Klimaprojekten auf die Straße geht. Man lernt auch den gewaltlosen Umgang mit der Polizei und was ziviler Ungehorsam tatsächlich bedeutet, nämlich das bewusste Widersetzen gegen rechtliche Normen, um den Staat zum Handeln zu bewegen.

Es gibt immer mehr Klima-Camps

Das Klima-Camp in Frankreich ist nicht alleine. In den letzten Jahren haben sich in Europa immer mehr dieser Ausbildungscamps entwickelt und das aus Gutem Grund. „Ich kann nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich jetzt nichts tue“, sagt beispielsweise Christine, eine französische Pensionistin und Klimacamp-Teilnehmerin gegenüber der Welt. Im Juni hat ein Gericht in Deutschland die Errichtung eines Protestcamps in Viersen erlaubt. Seit 2016 organisiert die „Sytem Change, not Climate Change!“-Bewegung zudem in Österreich Klima-Camps. Hier gibt es das Angebot von Workshops und Podiumsdiskussionen aber auch Unterhaltung wie Liveauftritte von Bands.

Das Klima-Camp der Reichen

Die Notwendigkeit von Klima-Camps ist mittlerweile auch bei den Reichen angekommen. Anfang des Monats lud Google zu einem extravaganten Klima-Ferienlager. Prominente wie Leonardo DiCaprio oder Katy Perry waren unter den Gästen auf der italienischen Insel Sizilien. Privatjets, Luxus-Yachten, Entertainment und teure Hotelzimmer durften da natürlich nicht fehlen. Die Kritik auf Social Media war dementsprechend groß.