Der Prozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard geht weiter. Jetzt äußert sich Depp zu einigen konkreten Anschuldigungen und verteidigt Nachrichten, in denen er brutale Mordfantasien an Heard schilderte.

Denn vor Gericht betont der Schauspieler: Er war das Opfer von häuslicher Gewalt.

„Lass uns sie ertränken, bevor wir sie verbrennen“

In den vergangenen Tagen stand Johnny Depp selbst im Zeugenstand und spricht über einige Anschuldigungen und Behauptungen, dass er seine Ex-Frau Amber Heard missbraucht haben soll. Zur Erinnerung: Der Grund für den Prozess ist, dass Amber Heard behauptet, Depp habe sie in der Beziehung misshandelt und mehrmals verletzt. Über die toxische Beziehung und die häusliche Gewalt schrieb die Schauspielerin 2018 schließlich in einem Kommentar für die „Washington Post“. 

Sie behauptet, dass Depp sie im Laufe der Ehe mehrmals körperlich angegriffen habe. Ein Kommentar, gegen den Depp jetzt klagt. Denn er sieht darin zahlreiche falsche Behauptungen. Er verklagt sie deshalb wegen Verleumdung auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz, Heard konterte mit einer Gegenklage in Höhe von 100 Millionen Dollar.

Im Fokus von Heards Behauptungen stehen immer wieder auch Textnachrichten; darunter eine, die Depp im Jahr 2013 an seinen Freund und Schauspielkollegen Paul Bettany geschickt hatte. „Lass uns sie verbrennen“, schrieb Depp damals in Anspielung auf Heard. „Lass uns sie ertränken, bevor wir sie verbrennen“, schildert er, „um sicherzustellen, dass sie tot ist“.

„Respektloser und abstrakter Humor“: Johnny Depp verteidigt Nachrichten

Worte, die für viele die gewalttätige Natur der Beziehung der beiden beweist und auch zeigen sollten, dass der Schauspieler gegenüber seiner damaligen Lebensgefährtin handgreiflich werden konnte. Doch Depp betont jetzt vor Gericht, dass hinter den brutal klingenden Zeilen eigentlich eine Filmanspielung steckte. Und zwar an einen Monty-Python-Sketch.

„Der Text, in dem es darum geht, Frau Heard zu verbrennen, stammt direkt von Monty Python und dem Sketch über die Verbrennung von Hexen“, erklärt er vor Gericht. „Das ist ein Film, den wir alle mit 10 Jahren gesehen haben – es ist einfach ein respektloser und abstrakter Humor“, erklärte er vor Gericht. Dennoch sei ihm die Wortwahl heute peinlich. Rückblickend schäme er sich für die Nachricht und die aggressive Wortwahl.

Heard und ihr Team zeigten im Rahmen des Prozesses noch weitere Nachrichten, Aufnahmen und Mitschnitte, die Depps gewalttätiges Potential beweisen sollen. Dennoch betont der Schauspieler weiterhin, dass er in der Beziehung das Opfer von häuslicher Gewalt war. Während Amber Heard behauptet, Depp habe sie mehrfach körperlich und verbal angegriffen und sexuell missbraucht, betont Depp weiterhin, dass er zu Unrecht beschuldigt wurde und selbst das Opfer ist.

Johnny Depp: Abgetrennter Finger im Streit?

Ein Beweis dafür sei ein Vorfall aus dem Jahr 2015. Während einem Streit des Paares sei Amber Heard nämlich gewalttätig geworden; Depp habe im Streit einen Teil seines Mittelfingers verloren, sagt er. Vor Gericht spricht jetzt Ben King über den Vorfall. Er war damals der Hausmanager von Depp und Heard, als die beiden für die Dreharbeiten des fünften „Fluch der Karibik“-Teils in Australien wohnten.

Wie genau der Finger letztlich wirklich abgetrennt wurde, ist jedoch nicht eindeutig klar. Denn Depp behauptet, Heard habe eine Glasflasche nach ihm geworfen, die seinen Finger abtrennte. Heard sagt jedoch, dass Depp sich den Finger selbst abtrennte, als er „ein Hartplastikhandy gegen die Wand schlug“. Obwohl Depp in Nachrichten an seine Ärzte zwar auch schrieb, er habe sich den Finger abgetrennt, betont er rückblickend, dass er dies nur gesagt hatte, um Heard nicht in Schwierigkeiten zu bringen.

Verwüstetes Haus nach Streit

Ben King, der 2015 und 2016 für Depp gearbeitet hatte, betont jedoch, dass er in dem verwüsteten Haus nach dem Streit kein beschädigtes Telefon gefunden habe. Er kam am Tatort an, nachdem Depp ins Krankenhaus gebracht worden war. Das Haus war seinen Aussagen nach sehr verwüstet; ein Stück aus der Marmortreppe war herausgebrochen, eine Topfpflanze zertrümmert, eine Tischtennisplatte umgestürzt und im Haus waren eine Menge Glasscherben auf dem Boden.

„Auf dem Boden und in der Umgebung waren Pfützen, die für mich nach Alkohol rochen“, erklärte King. „Es gab anscheinend mehrere Trinkgläser und ein paar Flaschen, eine davon war eine Stolichnaya-Wodka-Flasche.“ Auch „andere Körperflüssigkeiten“ habe er entdeckt. Die Fingerkuppel fand King schließlich in einem blutigen Papierhandtuch. „Da war ein zerknülltes Stück Küchenpapier mit viel Blut darauf“, erzählt Ben King. „Also dachte ich, das wäre wahrscheinlich ein guter Ort, um nachzusehen.“