Sie ist wohl eine der meistdiskutierten und umstrittensten Sendungen auf Netflix: Die Dokumentation „Seaspiracy“, in der es um die größte Bedrohung der Meere geht. Und nein, es ist nicht vorwiegend die Verschmutzung durch Plastik, sondern die Fischerei.

Eines ist fix: Wer sich diese eineinhalbstündige Doku anschaut, der hat danach garantiert keine Lust mehr, jemals wieder Fisch zu essen.

„Seaspiracy“: Deshalb solltet ihr den Film sehen

Die Netflix-Dokumentation „Seaspiracy“ regt mehr als nur zum Nachdenken an. Das ist nur einer der vielen Gründe, warum ihr euch diese Doku unbedingt anschauen sollt. Sie deckt Dinge auf, die viele von uns vermutlich gar nicht wissen und zeigt, welch große Gefahr die Überfischung der Meere für unseren ganzen Planeten und damit auch die gesamte Menschheit darstellt.

Kurz zum Inhalt: „Seaspiracy“ setzt sich mit der weltweiten industriellen Fischerei auseinander, stellt dabei das Konzept des nachhaltigen Fischfangs infrage und zeigt auf, wie das Eingreifen des Menschen zu massiver Umweltzerstörung führt. Ursprünglich wollte der Filmemacher Ali Tabrizi lediglich eine Dokumentation über das von ihm geliebte Meer drehen. Stattdessen zeigt er gemeinsam mit Produzent Kip Andersen (dem Macher von „Cowspiracy), die Schäden auf, die die Menschen diesem empfindlichen Lebensraum zufügen. Von der Verschmutzung der Gewässer durch Plastik und Angelzubehör zur Grundschleppnetzfischerei, dem Problem des Beifangs sowie illegaler Fischerei und schockierenden Jagdpraktiken. Die Menschheit ist dabei, die Meeresflora und -fauna und damit unseren Planeten zu zerstören. Ali Tabrizis Entdeckungen stellen nicht nur das Konzept der nachhaltigen Fischerei infrage, sondern versetzen alle, denen das Wunder der Meere und die Zukunft unseres Planeten am Herzen liegt, in Schrecken.

Alleine schon beim Lesen der Netflix-Kurzbeschreibung vergeht einem die Lust darauf, jemals wieder Fisch zu essen. Und dieses Gefühl wird beim Schauen der Doku um einiges verstärkt.

„Wie der Mensch die Meere zerstört“

Die Bilder, die in dem Film zu sehen sind, gehen mitten ins Herz: Delfine, die in Japan getötet werden, Walfang in Dänemark, Haie, denen die Flossen abgeschnitten werden – die Liste ist lang. Und diese Szenen gehen einem danach nicht so schnell wieder aus dem Kopf.

Wer dachte, dass Plastik, wie etwa Strohhalme, die größte Bedrohung für die Meere und ihre Bewohner ist, der wird in „Seaspiracy“ eines Besseren belehrt. Denn noch viel gefährlicher ist die Fischerei. Einerseits ebenfalls wegen des produzierten Mülls. So sind laut einer in der Dokumentation zitierten Studie etwa 46 Prozent des Mülls im Pazifik weggeworfene Fischernetze. Plastikstrohhalme machen hingegen nur 0,03 Prozent des Mülls aus. Andererseits aber vor allem auch wegen der Überfischung und der damit einhergehenden Zerstörung des Lebensraums unzähliger Meeresbewohner. Die einzige Lösung, die einem sinnvoll erscheint: Nie wieder Fisch essen.

Die Macher zeichnen ein schreckliches Bild. Wenn wir so weitermachen, dann werden die Meere bis zum Jahr 2048 leer sein. Und das zieht grobe Konsequenzen nach sich. Denn wenn die Ozeane sterben, dann steht auch das Leben der gesamten Menschheit auf dem Spiel.

„Seaspiracy“ deckt Schreckliches auf

Im Laufe der Dokumentation kommen immer mehr Dinge ans Licht, die einem die Sprache verschlagen. Delfin-Siegel auf Thunfischdosen sollte man zum Beispiel besser nicht vertrauen. Denn eine hundertprozentige Garantie dafür, dass beim Thunfischfang keine Delfine als Beifang in den Netzen landen, gibt es etwa laut der Organisation „Dolphin Safe“ nicht. Die Organisation vergibt ein Label an die Thunfischindustrie, um eben Produkte zu kennzeichnen, die Fische fangen, ohne dabei Delfine zu töten. Doch Mark J. Palmer, der Leiter der Organisation, der auch in der Doku zu Wort kommt, erzählt von Beobachtern, die bestochen werden. Und auch die Fischer können lügen, so Palmer. Auf der Webseite des Projekts meint er allerdings mittlerweile, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Weitere erschreckende Dinge, die die Dokumentation aufzeigt: Trotz weltweiter Verbote werden Wale weiter gejagt. Und sogar von Sklaverei und Menschenhandel in der Fischerei ist die Rede. Laut der Dokumentation gibt es keine nachhaltige Fischerei. Selbst Organisationen, die sich eigentlich der Rettung der Meere verschrieben haben, sprechen nicht offen an, welche Gefahr die Fischerei für die Ozeane wirklich mit sich bringt, so der Vorwurf.

Kontroverse Reaktionen

Während einige Organisationen von der Dokumentation begeistert sind, werfen andere den Machern vor, Zusammenhänge falsch aufzuzeigen und falsche Zahlen zu nennen. So heißt es etwa auch in einem Kommentar im Blog des WWF: „Der Netflix-Film Seaspiracy stellt die richtigen Fragen — nur bei der Antworten bin ich nicht ganz einverstanden.“ 

Dennoch erreicht der Film, was er erreichen soll. Und zwar uns die Augen zu öffnen und uns wachzurütteln. Denn Fakt ist: Wir Menschen gefährden unseren Planeten und es ist dringend Zeit zu handeln.