Fashion-NFTs und das Metaverse sollen die Zukunft der Modeindustrie sein. Aber was ist das eigentlich, und kann sich digitale Mode wirklich durchsetzen?

Ein Überblick über die neuesten Technologien in der Fashionwelt.

Was bitte sind Fashion NFTs?

NFT – whaaaat?! Beim Metaverse oder Begriffen wie Krypto oder Non-Fungible Token setzt bei euch auch das Hirn aus? Und dann soll das auch noch alles mit Mode zu tun haben? Wir haben doch gerade erst verstanden, was eine Capsule Wardrobe ist, und jetzt mischt da plötzlich auch noch das Metaverse mit? Keine Sorge, uns ging es ähnlich, als wir mitbekommen haben, dass auch die Mode digital wird und man Fashion für Avatare eben in Form von sogenannten NFTs (Non-Fungible Tokens) kaufen kann – und damit sogar auch noch richtig Geld verdienen kann! Bevor wir euch an dieser Stelle noch mehr verwirren, gibt’s hier eine kurze Erklärung von uns.

Fashion NFTs

NFTs kommen aus der Gaming- und der Kunstszene und sind im Prinzip nichts anderes als Audio-, Video- oder Bilddateien, die durch fälschungssichere Echtheitszertifikate und einen Eintrag auf der Blockchain abgesichert sind. Die ersten NFTs entstanden 2017 in einem Onlinespiel namens Cryptokitties. Bei diesem Blockchain-­Game konnten User:innen verschiedene Arten von virtuellen Katzen als Non-Fungible Tokens kaufen und verkaufen sowie sammeln und züchten.

Ein NFT kann vieles sein – zum Beispiel ein digitales Kunstwerk (etwa ein Teil von Gustav Klimts „Der Kuss“), Musikrechte oder eben auch Kleidung, die man im Metaverse mit Krypto­währungen kaufen kann. Die Besonderheit von NFTs: Sie sind meist nur in limitierter Stückzahl erhältlich und somit einzigartig. Genau das macht auch ihren hohen Wert aus – Sammler:innen geben dafür dann auch gerne mal höhere Summen aus. Wer sich also intensiv mit NFTs beschäftigt, kann hier auch richtig gute Investments machen. Das teuerste Token stammt übrigens von dem Künstler Pak: Ende 2021 wurde sein Bild The Merge für sage und schreibe 91 Millionen Dollar verkauft. Aber zurück zu Fashion-NFTs.

Neuer Luxus

Von Louis Vuitton über Tommy Hilfiger bis hin zu Karl Lagerfeld, Gucci und Balenciaga: Vor allem die großen Brands mischen im Big-Metaverse-Business mittlerweile ordentlich mit. Sie alle sehen in Fashion-NFTs ein Geschäftsfeld mit großem Potenzial und die Möglichkeit für noch mehr Exklusivität. Denn laut der Großbank Morgan Stanley könnte die Luxusgüterindustrie in diesem Bereich bis zum Jahr 2030 zusätzliche Umsätze in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar machen.

Kein Wunder also, dass bereits unzählige Marken auf den NFT-Zug aufgesprungen sind: So feierte etwa Louis Vuitton den 200. Geburtstag des Gründers mit einem eigenen Videospiel, in dem Spieler:innen 30 versteckte NFTs sammeln konnten, Dolce & Gabbana veröffentlichte als erstes Modehaus eine eigene Fashion-NFT-Kollektion, die innerhalb kürzester Zeit für rund sechs Millionen Dollar ausverkauft war, und auch Labels wie Burberry, Balmain oder Givenchy reihen sich in die Liste der Luxushäuser ein, die mit bekannten Digitalkünstler:innen zusammenarbeiten, die limitierte NFT-Editions und digitale Accessoires auf den Markt bringen oder sogar NFT-Auktionen veranstalten. Verkauft werden die Luxus-NFTs übrigens in Videospielen, eigenen „NFT Marketplaces“ wie etwa Opensea oder verschiedenen Metaverses.

Fashion goes Metaverse

Vor allem im Metaverse spielen Fashion-NFTs mittlerweile eine bedeutende Rolle, denn dort bekommt die digitale Mode erst einen Nutzen: Avatare können die NFTs in Metaverses wie The Sandbox oder Decen­traland tragen und ausführen. Und nicht nur das: Mittlerweile gibt es dort sogar Shops der Luxuslabels und eine eigene virtuelle Fashion Week! Gucci etwa hat sich Ende 2022 auf einem NFT-Grundstück in The Sandbox niedergelassen und Gucci Vault Land ins Leben gerufen, ein exklusiver Ort für ein interaktives Modeerlebnis.

Aber nicht nur Gucci ist virtuell sesshaft geworden: Die britische Kaufhauskette Selfridges etwa hat das weltweit erste NFT-Kaufhaus in Decentraland eröffnet. Dort können User:innen exklusive NFTs und Selfridges-Produkte ansehen und auch kaufen. 2022 wurde zudem die erste Metaverse Fashion Week veranstaltet, die nun jährlich stattfinden soll. Über 70 Marken nahmen 2023 bereits teil; die Brand Tommy Hilfiger präsentierte dort unter anderem NFT-Wearables für Avatare von ihren ikonischen Pieces wie dem Logo-Kapuzenpullover, den wir aus dem echten Leben kennen. Parallel zur Fashion Week laufen auch weitere virtuelle Events: Ben Bridge eröffnete für kurze Zeit zum Beispiel den weltweit ersten virtuellen Juwelier in Decentraland. „Das Metaverse ist die Zukunft, und wir wollten unter den Ersten sein, die Decentraland betreten, und ein virtuelles Schaufenster sowie einzigartige Wearables schaffen“, kommentierte CEO Lisa Bridge die Teilnahme ihrer Marke.

Sind Fashion NFTs wirklich die Zukunft?

Wenn man sich den Luxusmarkt und dessen Wandel im digitalen Zeitalter so ansieht, dann könnte man durchaus meinen, dass sich die Zukunft der Mode in eine abstrakte Richtung entwickelt. Werden wir unsere Lieblingsteile tatsächlich nur noch im Metaverse kaufen und nackt vor dem Computer sitzen, während unsere Avatare den heißesten neuen Shit von Gucci, Louis Vuitton und Co tragen? Wenn es nach dem Unternehmen The Fabricant geht, dann ja – das digitale Modehaus hat das erste Fashion-NFT weltweit kreiert. „Wir wollen das führende Unternehmen für digitale Mode sein, das bis 2025 mehr als 100 Millionen Menschen einkleidet“, heißt es auf deren Webseite. „Ja, wir glauben, dass alle Modemarken diese Technologie je nach Verbraucherwunsch übernehmen werden, da die Validierung der Authentizität eines Produkts, die Rückverfolgbarkeit und das Wiederverkaufspotenzial für Käufer:innen immer wichtiger werden“, so Nirmala Shome, Head of Marketing and Growth bei The Fabricant, gegenüber miss.

Zwischen breiter Masse und Krypto-Bubble

Genau das ist mit NFTs möglich. Der Plan ist, die Tokens für die breite Masse auf allen Plattformen zugänglich zu machen. Das hat auch der Onlineshop About You bereits versucht und 2022 Hypewear gelauncht, einen Shop für digitale Mode. Nur knapp ein Jahr nach dem Launch hat das E-Commerce-Unternehmen seine Metaverse-Ambitionen allerdings wieder auf Eis gelegt. Hypewear werde „vorerst pausiert“ (die Webseite ist mittlerweile wieder offline), man wolle sich stattdessen auf einzelne NFTs konzentrieren. Ist dieses futuristische Konzept von Fashion also doch nichts für die breite Masse, sondern eher nur ein lustiges Paralleluniversum für Krypto-Fans und Kunstsammler:innen? Und auch die Frage der Nachhaltigkeit ruft so manche Kritiker:innen auf den Plan: Immerhin stößt beispielsweise eine einzige Krypto-Transaktion mit Etherum 146,81 Kilogramm (!) Kohlendioxid aus.

Gleichzeitig könnte diese neue Form von Fashion allerdings auch Modeabfälle reduzieren. Ob die Wunschvorstellung von The Fabricant tatsächlich Realität werden könnte, bleibt wohl abzuwarten. Fest steht jedenfalls: NFTs bieten Luxuslabels die Möglichkeit, von einer potenziellen neuen Generation von Käufer:innen zu profitieren, die Spaß an digitalen Inhalten und limitierten virtuellen Kreationen haben. Ob NFTs gekommen sind, um zu bleiben? Das wird sich wohl erst in der Zukunft zeigen …


NICE TO KNOW

Hier ein paar Facts über Fashion NFTs

First Fashion NFT

2019 enthüllte das Modehaus The Fabricant zusammen mit Cryptokitties das weltweit allererste digitale Couture-Kleid. Das NFT-Dress mit dem Namen ­Iridescence ­wurde damals für 9.500 US-Dollar verkauft.

Bild: Iridesence von The Fabricant

Lagerfeld als NFT

2021 wurden die ersten Non-Fungible Token der verstorbenen Modeikone Karl Lagerfeld gelauncht. Das teuerste NFT der Kollektion war damals innerhalb von nur 33 Sekunden (!) ausverkauft.

Louis Vuittons Treasure Trunks

Im Sommer 2023 ­machte das Luxuslabel ­Louis ­Vuitton mit dem Verkauf von so­genannten ­„Treasure Trunks“ Schlagzeilen – ­Interessent:innen können bei dem ­franzö­sischen Modehaus um 39.000 Euro limitierte NFTs in Form von ­digitalen Koffern erwerben, die nicht übertragbar und auch nicht privat handelbar sind.

Bild: Louis Vuitton Treasure Trunks

NFT Marketplaces

Ein NFT Marketplace ist eine Plattform, auf der Tokens gekauft und verkauft werden können. Opensea ist der weltweit erste und größte NFT Marketplace.