Die Sonne strahlt, die Menschen zieht es bis spätnachts nach draußen und so ziemlich alle sind im Urlaub. So sieht der Sommer bei vielen aus. Allerdings nicht bei allen. Kein Wunder also, dass der Druck, das Beste aus den Sommermonaten herauszuholen, bei vielen ansteigt, sobald sie eine Social-Media-App öffnen. Mit anderen Worten: Summertime Sadness is real!

Was es damit auf sich hat und wie man diesem Phänomen entgegenwirken kann, lest ihr hier.

Warum der Sommer einen traurig stimmt

Von Juni bis Ende August schmieden die meisten großzügige Pläne. Besuche von Beachclubs, Rooftopbars und Freibäder stehen dabei genauso auf der Liste, wie in den Urlaub zu fahren, viele Bücher zu lesen, neue Lokale auszuprobieren und sämtliche Summer-Outfits auszuführen, die man sich extra für die heißen Monate gekauft hat. Dass wir dabei meistens aber auch noch unseren Beruf oder das Studium unterbringen müssen und für alle diese schönen Dinge oft viel zu wenig Zeit bleibt (zudem ist das Wetter nicht jeden Tag perfekt und einige Regentage sollten miteinberechnet werden), vergessen wir dabei aber oft.

Also halsen wir uns in einer Zeit, die eigentlich für Leichtigkeit steht, unnötigerweise jede Menge Stress auf. Sobald wir Instagram und Co öffnen, sehen wir unzählige Urlaubspics und Menschen, die den Fun ihres Lebens zu haben scheinen. Kein Wunder also, dass man sich deshalb oft selbst unter Druck setzt und schlussendlich vollkommen unzufrieden mit seinen Sommerplänen ist. Dazu kommt: je älter wir werden, desto kürzer sind unsere Sommer. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir wochenlang Ferien hatten und es tatsächlich Sinn gemacht hat, zahlreiche Dinge zu planen.

Jetzt ist es aber so, dass es sich oft so anfühlt, als würde der Sommer und vor allem der Urlaub, DAS Jahreshighlight für viele, viel zu schnell kommen und wieder verschwinden. Die Folge: wir sind schlecht gelaunt, traurig und verfallen in einen Blues. Viele verspüren einen vermehrten mentalen Druck, das Beste aus den Sommermonaten herauszuholen. Doch dabei passiert leider oft genau das Gegenteil.

Summertime Sadness und die Angst, etwas zu verpassen

Mit diesem Phänomen hat sich nicht nur Lana del Rey in ihrem melancholischen Hit „Summertime Sadness“ beschäftigt, sondern auch die „womenfirst“-Dating-App Bumble. Eine neue Umfrage der App zeigt, dass mehr als die Hälfte der Deutschen (58%) während der Sommermonate Schwankungen in ihrer mentalen Gesundheit erleben. Vor allem die Gen Z, in der die überwältigende Mehrheit weiblich ist (73 %), fühlen sich diesem Druck ausgesetzt.

Das größte Problem dabei sei die romantisierte Darstellung des Sommers, die ihren Ursprung in der Popkultur findet. Denn mal ehrlich: Es gibt mittlerweile unzählige Romane, Serien und Filme, die im Prinzip ein schönes Urlaubsfeeling auslösen, einen innerlich aber dazu bringen können, mit seinen eigenen Entscheidungen unzufrieden zu sein.

Nicole Engel, Psychologin bei Bumble, sagt dazu: „Die überwältigende Romantisierung des Sommers in den sozialen Medien und der Popkultur hat zu einem einzigartigen emotionalen Paradoxon geführt. […] Während man die sonnigen Tage genießt, ist es wichtig anzuerkennen, dass nicht jede:r die Jahreszeit auf die gleiche Weise erlebt“. Mehr als die Hälfte (60 %) der Gen Z erlebt im Sommer außerdem weitaus mehr FOMO (Fear Of Missing Out) als etwa im Winter. Vor allem dann, wenn sie in den sozialen Medien unterwegs sind und sehen, was andere gerade unternehmen.

„Nicht jeder Tag muss perfekt sein“

Nein, man muss keinen zweiwöchigen All-Inclusive-Urlaub am Meer verbringen oder einen Roadtrip mit Freunden machen, um den Sommer zu genießen. Man muss auch nicht zehn Bücher gelesen haben und mit sonnengebräunter Haut an einer Strandbar sitzen, um das Beste aus der Jahreszeit herauszuholen. Und nein, man muss auch keinen Urlaubsflirt haben, der einem Knutschflecken und Herzflattern verpasst.

Wie Nicole Engel erklärt, gibt es einige Dinge, die man für sich selbst ausprobieren kann, um gegen die Summertime Sadness zu kämpfen. „Wenn man sich nicht gut fühlt oder entmutigt ist, sollte man seine Gefühle nicht einfach abtun, sondern versuchen, sie als berechtigte Reaktionen auf die vielen Erwartungen und Veränderungen anerkennen, die einem in dieser Zeit begegnen. Versuche möglichst umsichtig mit dir selbst zu sein – nicht jeder Tag muss perfekt sein. Mit viel Mitgefühl für die eigenen Gefühle kann man der Traurigkeit bewusst begegnen und einen passenden Umgang damit finden“.

Das kann gegen Summertime Sadness helfen

Dann nennt die Psychologin noch weitere Beispiele, die einem helfen könnten, mit dem Druck, den die Sommermonate oft mit sich bringen, umzugehen. Etwa ein Realitätscheck: Wann immer man ins Vergleichen kommt, kann man sich den Augenblick vergegenwärtigen, wo immer man gerade ist. „Eine beruhigende Atemübung hilft, wieder zu sich zu kommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Erinnere dich daran, dass es menschlich ist, Höhen und Tiefen zu haben und das, was du auf Social Media siehst, nicht der Realität entspricht“, so Engel.

Dazu passt auch der nächste Punkt: Offline gehen. „Das Leben findet außerhalb deines Handys statt. Versuche öfter am Tag Digital Detox zu machen und Rituale zu etablieren, die dir wirklich gut tun. Das könnte z.B. ein neues Hobby sein, das man regelmäßig macht. Hilfreich sind natürlich auch Regeln wie handyfreie Zeiten vor und nach der Schlafenszeit oder die tägliche Screentime zu limitieren“, rät die Expertin.

Aber auch eine Form der realistischen Romantisierung kann helfen. „Man braucht keine großen Gesten, um das Leben romantischer zu gestalten, kleine und erreichbare Veränderungen können viel bewirken. Gönne dir Momente, in denen du dich selbst verwöhnst, schaffe dir gemütliche Augenblicke, halte an Erinnerungen fest, egal wie alltäglich sie dir erscheinen, und entschleunige, damit du die kleinen Freuden des Lebens genießen kannst“.

Ein weitere wichtiger Punkt: eine Person, mit der man über seine Gefühle reden kann. „Viele Menschen empfinden Summertime Sadness und du bist nicht alleine. Es ist sehr wahrscheinlich, dass jemand in deinem Umfeld dieses Gefühl kennt und dich sehr gut versteht. Oft kommen wir zum Trugschluss, dass unsere Mitmenschen keine Geduld haben, uns zuzuhören oder unsere Gefühle und Ängste ablehnen – doch meistens trifft genau das Gegenteil ein“, erklärt Nicole Engel.