Welche Konsequenzen das Ende des Abtreibungsrechtes in Amerika haben wird, lässt sich auch mehr als zwei Wochen nach dem gekippten Gesetz noch nicht vollständig erahnen. Doch eine Frau in Texas versuchte die neue Regelung in ihrem Bundesstaat jetzt für sich zu nutzen.

Denn in Texas gilt: Ab der sechsten Woche Schwangerschaft handelt es sich um einen Menschen

Ist eine schwangere Frau alleine im Auto?

Brandy Battone wollte eigentlich nur in ihrem Auto fahren, als sie von der Polizei angehalten wurde. Der Grund: Brandy fuhr in der Carpool-Lane; also jener Fahrbahn, die für mehrere Passagiere im Auto vorgesehen ist. Man sollte also nur in der Carpool Lane unterwegs sein, wenn man zumindest zu zweit im Auto sitzt.

Die Polizei ermahnte Brandy, die alleine im Auto saß also und stellte ihr einen Strafzettel aus. Doch nachdem die schwangere Brandy im Bundesstaat Texas lebt, argumentierte sie gegen den Strafzettel. Denn seit der Oberste Gerichtshof das Grundrecht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten gekippt hat, darf jeder Bundesstaat selbst entscheiden, ob und wie lange eine Abtreibung erlaubt wird; und dementsprechend auch, ab wann ein ungeborenes Baby als Mensch gilt. Und im Falle von Texas sind die Regeln enorm streng.

Frau erhebt Einspruch gegen Strafzettel

Denn Texas unterstützt den sogenannten Heartbeat Act; das heißt, dass Abtreibungen ab dem Zeitpunkt verboten sind, ab dem ein Herzschlag erkennbar ist. Meistens ist das ab der sechsten Schwangerschaftswoche. Die Regierung in Texas betont, dass es sich ab dann um einen Menschen handelt.

Brandy, die in der 34. Schwangerschaftswoche ist, nahm eben diese Einstellung zum Anlass, sich aus ihrem Strafzettel zu argumentieren. Denn als der Polizist sie fragte, ob denn noch jemand im Auto sei, war ihre Antwort ein klares „Ja“. Schließlich stehe sie kurz vor der Geburt ihres Mädchens – und habe die notwendigen sechs Wochen schon lange überschritten.

„Das ist Neuland, auf dem wir uns jetzt befinden.“

Eine Argumentation, die der Beamte zuerst nicht durchgehen lässt. Denn es müssen „zwei Personen außerhalb des Körpers sein“, betont er laut einem Beitrag von „NBC“. Brandy bekommt also einen Strafzettel in Höhe von 275 Dollar.

Doch sie gibt sich damit nicht zufrieden. Schließlich stehe in der Verkehrsordnung nicht ausdrücklich, dass es zwei Personen außerhalb des Körpers sein müssen. „Das bringt mein Blut zum Kochen“, sagt sie. „Wie kann das fair sein? Nach diesem neuen Gesetz ist dies ein Leben“.

Es ist eine Doppelmoral, gegen die die junge Frau jetzt vorgehen will. Sie will den Strafzettel dementsprechend vor Gericht anfechten. Denn Brandy will mit ihrem Widerspruch auch ein Zeichen setzen. „Ich halte es wirklich nicht für richtig, dass ein Gesetz es auf eine Art und Weise sagt, aber ein anderes Gesetz es auf eine andere Art und Weise sagt“, erklärt sie gegenüber „NBC DFW“. Ob ihr das gelingt, bleibt abzuwarten.

Sogar Rechtsexperten sind sich unsicher, wie der Einspruch ausgehen könnte. „Verschiedene Richter könnten dies unterschiedlich handhaben“, erklärt der Anwalt Chad Ruback „NBC“. Denn: „Das ist Neuland, auf dem wir uns jetzt befinden.“