Die Coronavirus-Pandemie beeinflusst das Leben von uns allen. Ob man nun direkt von der Krankheit betroffen ist oder lediglich von den Ausgangsbeschränkungen. Auch in den Medien ist das Thema omnipräsent.

Ein Begriff, der dabei immer wieder auftaucht, der als Hashtag und sogar als Bewegung geteilt wird, ist Social Distancing. Wir sollen also Abstand voneinander halten, uns nicht mehr persönlich treffen. Doch in Zeiten, in denen es unzählige Möglichkeiten gibt, auch so Kontakt zu halten, stellt sich die Frage: Sollten wir es wirklich „soziale Distanz“ nennen?

Abstand halten ist wichtig

Von Politikern, Gesundheitsexperten, Stars und Influencern wird zurzeit aufgerufen „Social Distancing“ zu betreiben. Gemeint ist damit, auf Abstand zu gehen. Nur drei Gründe gebe es laut dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz, nach draußen zu gehen: Um zur Arbeit zu gehen, für die, die den Notbetrieb aufrechterhalten wie Gesundheitspersonal, Sicherheitskräfte und Personal in Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Drogerien. Für notwendige Besorgungen und, um anderen zu helfen. Persönlichen Kontakt solle man demnach nur mehr mit jenen Menschen haben, mit denen man auch zusammenwohnt. Ein Rückzug also ins eigene Heim ist angesagt. Eine Art Biedermeierzeit aus allgemein-gesundheitlicher Notwendigkeit.

Der Hintergedanke dabei ist, das durch den geringen physischen Kontakt die Ansteckung und somit die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt wird. Das ist wichtig, damit unser Gesundheitssystem durch eine zu schnelle gleichzeitige Ansteckung nicht überlastet wird. Die Medien fordern daher unermüdlich zu einer Verringerung der sozialen Kontakte auf.

Physical Distancing statt Social Distancing

„Nennen Sie es nicht Social Distancing. Das ist es nicht. Nennen Sie es Physical Distancing“, mahnt uns Virologe Norbert Nowotny gleich am Anfang einer Interviewanfrage zum Thema Coronavirus. Das regt zum Nachdenken an: Wieso nennen wir es tatsächlich soziale Distanzierung? Immerhin hat man bereits in den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen gesehen, wie schnell sich die Menschen zu Videotelefon-Dates und Skype-Workouts zusammengeschlossen haben. In einer Zeit, in der sich ein großer Teil unseres Lebens online abspielt, müssen wir aufgrund von physischer Distanz zum Glück nicht gänzlich auf unsere sozialen Kontakte verzichten. Und es ist wichtig, sich daran zu erinnern. Denn allein die sozialen Kontakte stecken uns nicht mit einem Virus an. Da braucht es schon tatsächlich die körperliche Nähe.

„Gerade in den Zeiten der Krise können die Menschen mental und psychisch näher zusammenrücken. Auch wenn es einen physischen Abstand verlangt“, sagt Gesundheitspsychologin Caroline Erb. Die Corona-Pandemie zeigt auch genau wie: Digital. Die große Solidarisierung und zahlreiche Initiativen, die sich über Social Media ausgebreitet haben, unterstreichen die positiven Aspekte der sozialen Netzwerke. Dank Videotelefonie und Chats kann man trotz notwendigen Abstand eng in Kontakt bleiben. Während man sich in den nächsten Wochen also körperlich voneinander distanzieren sollte, kann man durchaus seine sozialen Kontakte weiterhin pflegen.

Wieso ist das wichtig?

Auch in Zeiten, in denen die Angst vor der Corona-Pandemie vorherrscht, sollten wir nicht darauf vergessen, dass es Menschen gibt, die weiterhin mit anderen Problemen zu kämpfen haben. Seien es psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depression oder andere Gründe, wieso Begrifflichkeiten wie soziale Distanz oder Ausgangssperren große Ängste schüren. Deswegen ist es gerade in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auf Notfallbetrieb umgestellt hat, zu wissen, was man noch kann und was nicht. Wichtig ist, körperlichen Abstand zu halten. Dank der modernen Technik bedeutet das aber nicht, dass man sich komplett isolieren muss.